[:de]„Feldspat, Quarz und Glimmer, die drei vergess ich nimmer…“[:en]Gneiss work! [:]

[:de]Wer kennt diesen populären Merksatz nicht? Er soll die mineralischen Hauptbestandteile von Granit in Erinnerung rufen. Dass die bekannte Phrase aber ebensogut auf eine andere Steinsorte zutrifft, nämlich den Gneis, ist ausser den Geologen sicher kaum jemandem bewusst. Überhaupt ist Gneis im Vergleich zu Granit oder Marmor wenig bekannt, obwohl manche Bauten aus diesem Gestein hierzulande in aller Munde sind.

Gneis zählt neben Kalk- und Sandstein zu den bedeutendsten Natursteinen der Schweiz. Von den noch etwa 70 aktiven Schweizer Steinbrüchen wird in knapp der Hälfte Gneis abgebaut. Granit wird lediglich an 3 Orten gewonnen und bleibt hinsichtlich seiner Abbaumenge weit hinter den erstgenannten Steinarten zurück.

Im Unterschied zu Granit, der eine gleichmässige Körnung aufweist, haben Gneise eine mehr oder weniger ausgeprägte Schieferung, die meist durch hellere und dunklere Lagen kenntlich ist und das Gestein spaltbar macht.

Gesteinsformationsbenennung nach Stapff 1880: Glimmerreicher, brauner streifiger Gneiss

Glimmerreicher Gneis aus der Gotthardtunnelsammlung von Friedrich M. Stapff (1880), Erdwissenschaftliche Sammlungen, ETH Zürich   Copyright: E-pics / ETH Zürich (GN_037_01_O)

Gneis wurde seit Jahrhunderten an den Orten seines Vorkommens (in der Schweiz fast die gesamten Tessiner Alpen, ebenso Teile Graubündens und des Wallis) lokal als Baumaterial eingesetzt. Mit dem Bau der Gotthard-Eisenbahnstrecke begann die wirtschaftliche Blütezeit des Gesteins, das nach Fertigstellung des Tunnels 1883 auch nördlich der Alpen transportiert werden konnte.

Architektonisch schlug sich dies insbesondere im Zürcher Bahnhof Enge nieder, seinerzeit Ausgangspunkt der Gotthardlinie. Der 1927 von den Gebrüdern Pfister fertiggestellte Bau ist mit behauenen und gebrochenen Quadern aus Maggia-Gneis verkleidet. Der historisierende, bewusst der Tessiner Tradition entlehnte Bau war damals sehr umstritten, sein Entwurf wurde als nicht zeitgemäss empfunden.

Bhf Enge Aussenfassade

Vorportal des Bahnhofs Enge, Zürich, Gebrüder Pfister, 1927   Copyright: gta-Archiv/ETH Zürich (79_062_F_4)

Einen durchaus als zeitgemäss rezipierten Umgang mit Gneis fand hingegen Jürg Conzett, als er 1999 den Pùnt da Suransuns in der Viamala als Spannbandbrücke konstruierte und für den Brückenbelag zartgrüne Platten aus Andeerer Gneis verwendete.

0439_suransuns

Pùnt da Suransuns, Viamala, Jürg Conzett, 1999   Copyright: Conzett Bronzini Partner AG

Wer mehr über den Schweizer Gneis und seine verschiedenen Anwendungen in der Architektur erfahren möchte, der sei auf die Ausstellung Gneis! Ein Schweizer Gestein im Kontext der Architektur verwiesen, die am 6. Oktober in der Materialsammlung der ETH eröffnet wird.[:en]Felspar, quartz and mica – the main mineral components that make up granite and another type of rock: gneiss. Even though it was used to construct some of Switzerland’s famous buildings, gneiss is relatively unknown compared to granite or marble.

Besides limestone and sandstone, gneiss is one of the most important natural stones in this country. Of the roughly 70 Swiss quarries still in use gneiss is extracted in nearly half of them. Granite is obtained in only three places and lags way behind the other aforementioned types of stone in terms of the volume quarried.

Unlike granite, which has an even grain, gneiss has a foliation that is more or less pronounced, which is usually visible through lighter or darker layers and renders the stone cleavable.

Gesteinsformationsbenennung nach Stapff 1880: Glimmerreicher, brauner streifiger Gneiss

Micacious gneiss from Friedrich M. Stapff’s Gotthard Tunnel Collection (1880), Earth Science Collections, ETH Zurich, Copyright: E-pics / ETH Zurich (GN_037_01_O)

Gneiss has been used as a building material locally in areas where it is found for centuries (in Switzerland almost throughout the Ticino Alps and parts of the Cantons of Grisons and Valais). The construction of the Gotthard Railway Tunnel marked the beginning of an economic heyday for the stone, which could also be transported north of the Alps once the tunnel was completed in 1883.

Architecturally speaking, this was particularly reflected in Zurich Enge railway station, where the Gotthard line emerged at the time. The building constructed by the Pfister brothers in 1927 is clad in carved and broken blocks of Maggia gneiss. The historical-style building deliberately borrowed from the Ticino tradition was highly controversial at the time as its design was not perceived as contemporary.

Bhf Enge Aussenfassade

Front gate of Enge railway station, Zurich, Pfister brothers, 1927, Copyright: gta Archives/ETH Zurich (79_062_F_4)

Jürg Conzett, however, found a far more contemporary use for gneiss in 1999 when he built the Pùnt da Suransuns in Viamala as a stress ribbon bridge and utilised soft green slabs of Andeer gneiss for the bridge flooring.

0439_suransuns

Pùnt da Suransuns, Viamala, Jürg Conzett, 1999, Copyright: Conzett Bronzini Partner AG

Anyone who would like to learn more about Swiss gneiss and its various uses in architecture should visit ETH Zurich’s Materials Collection, which hosted the exhibition Gneiss! Swiss stone in an architectural context in the autumn of 2016.[:]