[:de]Ernährungstipps aus dem Hause Einstein[:en]Dietary tips from the Einstein household[:]

[:de]Fett ist nicht gleich Fett. Auch Albert Einstein machte sich über diese Ungleichung Gedanken und riet seinem Freund Jakob Ehrat gar vom Besuch gewisser Zürcher Restaurants ab.


Hs_1509_3-1_small

Erste Seite des Briefes von Albert Einstein an Jakob Ehrat vom Mai 1909 (ETH-Bibliothek, Hochschularchiv ETH Zürich, Hs 1509:3)

Zu den vielen zeitgenössischen Themen, die sich auch in der privaten Korrespondenz Albert Einsteins (1879-1955) spiegeln, gehört die Frage nach gesunder Ernährung. Nicht viel anders als heute wurde um 1900 unter Medizinern, Lebensmittelproduzenten und -konsumenten die Vor- und Nachteile von pflanzlichen bzw. tierischen Ölen und Fetten kontrovers diskutiert. Beeinflusst durch die lebensreformerischen Strömungen der Zeit, pries die eine Seite pflanzliche, zu einem grossen Teil aus Palmöl gewonnene Speisefette als besonders gesund, natürlich und bekömmlich an.

Die junge Familie Einstein vertrat entschieden die gegenteilige Meinung. Seinem Freund und ehemaligem Kommilitonen Jakob Ehrat (1876-1960) schrieb Albert Einstein im Mai 1909 von seinem damaligen Wohnort Bern aus:

Lieber Ehrat!
Meine Frau lässt mir keine Ruhe, ergo muss ich Dirs sagen: Iss nicht im Karl d. Gr! Das Essen dort schmeckt nicht übel. Aber es wird mit dem schwerer verdaulichen weniger löslichen und weniger nahrhaften Pflanzenfett gekocht. Wir (meine Frau und ich) haben es für die Dauer auch nicht ertragen, als wir in Zürich waren. Ich speziell hatte auch öfters mit Darmgeschichten zu thun. Also lieber noch so einfach, aber zuhause. […]

Das Restaurant Karl der Grosse in der Zürcher Altstadt war 1898 vom erfolgreichen „Zürcher Frauenverein für alkoholfreie Wirtschaften“ eröffnet worden, der in der Stadt bereits mehrere Kaffeestuben betrieb. Mileva Marić und Albert Einstein nutzten offenbar die Gelegenheit, um während ihrer gemeinsamen Zürcher Studienjahre in einer Art längerem experimentellen Selbstversuch mit regelmässigen Essen im Karl der Grosse – man blieb den naturwissenschaftlichen Prinzipien treu – die Wirkung von Pflanzenfett an sich auszuprobieren. Aus ihrer Sicht war das Ergebnis eindeutig: Pflanzenfett hatte in der gesunden und nahrhaften Küche nichts zu suchen und bot keinen Ersatz für Hausmannskost mit Butter und Schmalz.

Leider ist nicht bekannt, ob sich Jakob Ehrat an die Ernährungstipps aus dem Hause Einstein gehalten hat. Der Zürcher Frauenverein jedenfalls betrieb das Restaurant Karl der Grosse bis 1974, als es von der Stadt Zürich übernommen wurde, die es bis heute weiterführt.[:en]Fat does not equal fat. Albert Einstein (1879-1955) also mulled over this inequation and even advised his friend Jakob Ehrat against visiting certain restaurants in Zurich.
 
Hs_1509_3-1_small

First page of Albert Einstein’s letter to Jakob Ehrat from May 1909 (ETH Library, ETH-Zurich University Archives, Hs 1509:3)

The wealth of contemporary issues also reflected in Einstein’s private correspondence includes the question of healthy eating. In around 1900, much like today, physicians, food producers and consumers hotly debated the pros and cons of vegetable and animal oils and fats. Influenced by the life-reforming trends of the time, one camp lauded vegetable cooking fats, the majority of which were obtained from palm oil, as particularly healthy, natural and wholesome.

The young Einstein family was firmly of the opposite opinion. In May 1909, Albert Einstein wrote to his friend and former fellow student Jakob Ehrat (1876-1960) from his home in Bern, where he was living at the time:

Dear Ehrat!
My wife won’t leave me be, ergo I have to tell you: don’t eat at Karl d. Gr! The food there is not bad. But it is cooked in vegetable fat, which is harder to digest, less soluble and less nutritious. When we were in Zurich, we (my wife and I) were unable to stomach it in the long run. I in particular also had bowel trouble fairly frequently. So better keep it simple, but at home. […]

The restaurant Karl der Grosse in the heart of Zurich’s old town was opened in 1898 by the successful Zürcher Frauenverein für alkoholfreie Wirtschaften (“Women’s Association for Temperance and National Welfare”), which already ran several coffee shops in the city. Sticking to their scientific principles, Mileva Marić and Albert Einstein had evidently seized the opportunity to test out the impact of vegetable fat on themselves in a kind of extended self-experiment by eating regularly at Karl der Grosse during their university years together in Zurich. As far as they were concerned, the result was clear: vegetable fat had no business in healthy, nutritious cuisine and was no substitute for good, traditional fare cooked in butter and lard.

Unfortunately, we don’t know whether Ehrat actually took notice of the dietary tips from the Einstein household. At any rate, the Zürcher Frauenverein kept Karl der Grosse going until 1974, when it was taken over by the City of Zurich, which still runs it to this day.

 [:]

Authors