[:de]Vom Ausbruch des „Krakatau“ zu Munchs „der Schrei“ – das Phänomen der Dämmerungserscheinung[:en]From the eruption of Krakatoa to Munch’s The Scream – the phenomenon known as the twilight effect[:]

[:de]Am 27. August 1883 vernichtete sich der Vulkan Krakatau, Teil des gleichnamigen Inselarchipels in einer gewaltigen Explosion selbst. Der Knall der Detonation soll noch in Tausenden Kilometern Entfernung zu hören gewesen sein und Druckwellen liefen mehrere Male um den gesamten Erdball.

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Bild 1:  “Kreisförmiger Dämmerungsschein bei Sonnenaufgang” (aus Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

Die Erschütterung innerhalb des Wassers und der Atmosphäre muss derart gewaltig gewesen sein, dass ihre Wirkungen auf der ganzen Erdoberfläche wahrgenommen werden konnten. Experten kamen durch spätere Berechnungen zum Schluss, dass die Detonation mindestens 10‘000-mal so stark wie die Hiroshima-Atombombe gewesen sein musste. Es wurden gewaltige Tsunamis ausgelöst. Bis zu 40 Meter hohe Wellen überrollten die Küsten der Insel und hinterliessen verwüstete Städte und Dörfer. Sogenannte pyroklastische Ströme rasten mit 800 km/h über das Meer und wurden erst durch das Gebirge auf der Insel Sumatra gestoppt. Riesige Mengen vulkanischer Asche und Gestein wurden in die Atmosphäre geblasen. Bei dieser Katastrophe wurden mehr als 36‘000 Menschen getötet. – Und dann waren da noch diese wunderschönen fast unwirklich anmutenden Sonnenuntergänge, welche als mutmassliche Folgeerscheinung die Menschen zum Schwärmen brachten. So liess sich der norwegische Künstler Edvard Munch von den grandiosen Dämmerungserscheinungen in der Nähe des Nordkap für sein berühmtes Gemälde „der Schrei“ inspirieren. Auch der britische Wissenschaftler C.T.R. Wilson soll 1911 beim Bau seiner künstlichen Wolkenkammer von den Erkenntnissen zu den Folgen des „Krakatauausbruchs“ beeinflusst worden sein.

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Bild 2: “Wolkenschatten mit rotem Beugungsschein während der Störungsperiode” (aus Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

In der Folge versuchten verschiedene Wissenschaftler anhand von Untersuchungen und Beobachtungen das Phänomen und den Zusammenhang zwischen des Vulkanausbruchs und der plötzlichen Steigerung der atmosphärisch-optischen Störungen zu erklären. Mehrere europäische Gelehrte vermuteten unabhängig voneinander, dass die auch in höheren Breitengraden beobachteten Dämmerungserscheinungen auf die Rauchmassen zurückzuführen seien, welche beim Vulkanausbruch in die hohen Luftschichten getragen wurden. Für die damalige Wissenschaft konnte es kein Zufall sein, dass zwischen den prachtvollen in Europa beobachteten „Abendglühen“ und ähnlichen farbenprächtigen Erscheinungen im selben Zeitraum in Indien ein Zusammenhang bestand und dass diese Ereignisse durch diesen in diesem Ausmass bisher einzigartigen Vulkanausbruch im Indischen Ozean verursacht wurden. Dabei konnte man sich auch auf Beobachtungen aus früheren Zeiten stützen. Ob aber die farbenprächtigen Erscheinungen tatsächlich durch Stoffteilchen vulkanischen Ursprungs hervorgerufen wurden, dafür konnte nie ein gültiger Nachweis erbracht werden.

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Bild 3: “Purpurlicht in regelmässiger Entickelung” (aus Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

Literatur: “Kiessling, Untersuchungen über Dämmerungserscheinungen”, Verlag Leopold Voss, 1888 http://www.e-rara.ch/zut/doi/10.3931/e-rara-56381

[:en]On 27 August 1883 the volcano known as Krakatoa, itself part of an island archipelago of the same name, was destroyed in an enormous explosion. The detonation’s blast is said to have been heard thousands of kilometres away, sending shock waves round the world several times.

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Plate 1:  “Kreisförmiger Dämmerungsschein bei Sonnenaufgang” (from Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

The vibrations in the water and the atmosphere were so powerful that their effects could be felt on the entire surface of the world. Experts later calculated that the detonation must have been at least 10,000 times stronger than the atomic bomb dropped on Hiroshima. Powerful tsunamis were unleashed. Waves up to 40 metres high rolled over the island’s coasts, devastating towns and villages. Pyroclastic flows raced across the sea at 800 km/h and only came to a stop when they hit the mountains on the island of Sumatra. Huge quantities of volcanic ash and rock were blown into the atmosphere. More than 36,000 people perished in this disaster. ‘And then there were these wonderful sunsets, which felt almost unreal, and they seemed to have the consequence of sending people into raptures.’ Thus did the Norwegian artist Edvard Munch receive inspiration for his famous painting The Scream from the magnificent twilight effects near the North Cape. When he built his artificial cloud chamber, the British scientist C.T.R. Wilson was also said to have been influenced by findings on the effects of the Krakatoa eruption in 1911.

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Plate 2: “Wolkenschatten mit rotem Beugungsschein während der Störungsperiode” (from Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

Various scientists subsequently attempted, using investigations and observations, to explain the phenomenon and the connection between the volcanic eruption and the sudden increase in atmospheric and optical disturbances. A number of European scholars independently suspected that the twilight effects also observed in higher latitudes might be due to the quantities of smoke carried up into the air when the volcano erupted. For the science of that time, it was no coincidence that there was a connection between the sumptuous ‘evening glows’ observed in Europe and similar richly coloured phenomena seen at the same time in India and that these events were caused by this volcanic eruption in the Indian Ocean, unprecedented until then on such a scale. As such, it was also possible to rely on observations from earlier times. But it has never been validly proven that the richly coloured phenomena were actually caused by particles of volcanic origin.

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Plate 3: “Purpurlicht in regelmässiger Entickelung” (from Kiessling, Dämmerungserscheinungen)

Literature: “Kiessling, Untersuchungen über Dämmerungserscheinungen”, Verlag Leopold Voss, 1888 http://www.e-rara.ch/zut/doi/10.3931/e-rara-56381

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