[:de]„Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“ – das Frobenische Druckersignet[:en]“Be ye therefore wise as serpents, and harmless as doves” – Froben’s printer’s signet[:]

[:de]Sie fungierten als eine Art Urhebernachweis und sollten die Druckschriften gegen den unrechtmässigen Nachdruck durch Dritte schützen: Die Druckermarken oder auch Druckersignete genannt. Diese wurden von den ersten Verlegern von Druckerzeugnissen den Büchern beigefügt, um deren Herkunft eindeutig zu kennzeichnen. Da es aber im 15. und 16. Jahrhundert kein verbindliches Urheberrecht gab, entwickelten sich die Marken immer mehr zu einem wichtigen Bestandteil der Buchdekoration. Und dazu stellten sie auch eine Art Schlüssel zum Buch dar, indem sie dem Kenner eine Form von Qualitätsraster ermöglichten. Denn die Signete standen weniger für ihre künstlerische Qualität (auch wenn das hier gezeigte Beispiel von Hans Holbein d.J. stammt), als vielmehr für die Qualität der Verlagsprodukte. Ob man sich also für ein Buch eines gewissen Verlegers entschied, hing auch vom Sinngehalt seiner Druckermarke ab. Zudem zeigte sie auch die Position eines Verlegers im Umkreis seiner Konkurrenten sowie seine Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gelehrtenkreis auf.

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Abb.: Druckermarke von Johann Froben (Frobenius)

Seit dem Jahr 1515 benutzte Johann Froben diese Druckermarke mit einem Schlangenheroldstab des Merkurs bzw. Hermes‘ mit der thronenden Taube, den zwei sich empor schlängelnden Schlangen und den den Stab umfassenden Händen nach dem aus dem Matthäusevangelium stammenden Bibelspruch „Seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben“. Was aber konnte ihn dazu bewogen haben, Holbein mit gerade diesem sowohl antiken als auch biblischen Motiv zur Gestaltung seines Signets zu beauftragen? Froben war für seine sorgfältig editierten Ausgaben sowohl der antiken Klassiker, als auch des Neuen Testaments bekannt. Ab 1513 konzentrierte er sich ganz auf das wissenschaftliche Terrain und entwickelte sich zum bedeutendsten Drucker Basels und wurde zum Mittelpunkt des deutschen Humanismus. Er editierte auch die Texte von Erasmus von Rotterdam, mit dem er sich anfreundete. Diese inhaltliche Ausrichtung, verbunden mit der Qualität seiner Arbeit im sogenannten „schwarzen Gewerbe“, wurde international geschätzt. Trotzdem ist von seinem Sohn überliefert, dass der Vater nach seinem Tod der Familie „mehr Ruhm als Geld“ hinterlassen hat. Vielleicht erklärt diese Tatsache doch ein Hang eher zum Mystisch-Religiösen und somit den Bibelspruch als Auslöser seiner Wahl des Motivs für die Druckermarke.  „Seid klug wie die Schlangen“, also listig und schlau, vielleicht auch vorsichtig im Sinn von „auf der Hut sein“ und gleichzeitig „ohne Falsch wie die Tauben“, will heissen: arglos und vertrauensvoll.  Vertrauen in die Qualität von Frobens Arbeit?! Vorsicht in der Wahl des Verlegers und Druckers?! Ausserdem war 1519 bei Froben die lateinisch-griechische Ausgabe des Neuen Testaments in der Edition von Erasmus von Rotterdam herausgekommen. Andererseits spielte die Antike in Frobens Druckerleben doch eine wesentliche Rolle und der Heroldstab mit den hinaufzüngelnden Schlangen symbolisiert bei den alten Griechen den Handel. Gewiss ist, dass das  Signet wohlüberlegt und raffiniert ausgewählt worden war, wenn man davon ausgeht, dass die Druckermarken quasi erste Schlüssel zum Buch darstellen.

Die hier gezeigte Abbildung stammt aus Rar 3119 und ist digital einsehbar. Weitere Werke des 16. Jahrhunderts aus der Frobenischen Druckerei finden sich im Suchportal via Plattform e-rara.ch.

Literaturhinweise:

Reske, Christoph: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts. Harrassowitz Verlag, 2007

Wendland, Henning: Signete – Deutsche Drucker- und Verlegerzeichen 1457-1600. Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1984

[:en]They acted as a kind of copyright and were supposed to protect publications against unlawful reprinting by third parties: printer’s marks, also referred to as printer’s signets. They were added to books by the first publishers of printed material to label their source clearly. As there was no binding copyright in the 15th and 16th centuries, however, the marks developed into an increasingly important part of book decoration. And they also constituted a kind of key to the book by enabling a form of quality seal for those in the know. After all, the signets stood less for their artistic quality (even if the example displayed here stems from Hans Holbein the Younger) than for the quality of the published product. So whether one opted for a book from a certain publisher also depended on the meaning of his printer’s mark. Moreover, it also revealed a publisher’s standing among his competitors and his affiliation to a particular academic circle.

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Fig.: Johann Froben’s (Frobenius) printer’s mark

Since the year 1515, Johann Froben had been using this printer’s mark, featuring the caduceus of Mercury or Hermes entwined by serpents and with the enthroned dove, the two snakes winding upwards and the hands clutching the staff as an allusion to the Bible verse from the Gospel according Matthew, “Be ye therefore wise as serpents, and harmless as doves.” But what could have prompted Froben to hire Holbein to design his signet with this classical and biblical motif? Froben was famous for his painstakingly edited editions of both ancient classics and the New Testament. From 1513 he concentrated fully on academia, blossomed into one of Basel’s most important printers and became the beating heart of German humanism. He also edited texts by Erasmus of Rotterdam, whom he had befriended. This content-based orientation, coupled with the quality of his work in what was known as the “black industry”, enjoyed international renown. Nevertheless, according to his son, he bequeathed “more fame than money” to his family after his death. Perhaps this fact explains an inclination towards religious mysticism and thus the Bible verse as the motivation behind the choice of motif for his printer’s mark.  “Be ye therefore wise as serpents,” i.e. crafty and cunning, perhaps also in the sense of “on one’s guard”, and at the same time “harmless as doves”, i.e. innocent and trusting.  Trust in the quality of Froben’s work?! Prudent in one’s choice of publisher and printer?! The Latin-Greek version of the New Testament in the edition by Erasmus of Rotterdam was also published by Froben in 1519. On the other hand, antiquity played a significant role in Froben’s life as a printer and the caduceus with the entwined serpents symbolised commerce for the ancient Greeks. One thing is for certain: the choice of signet will have been calculated and carefully considered, given that the printer’s marks effectively constitute the first key to the book!

The figure here stems from Rar 3119 and can be viewed digitally. Other 16th-century works from Froben’s printing company are available on the Knowledge Portal via the platform e-rara.ch.

References:

Reske, Christoph: Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts. Harrassowitz Verlag, 2007

Wendland, Henning: Signete – Deutsche Drucker- und Verlegerzeichen 1457-1600. Schlütersche Verlagsgesellschaft, 1984[:]

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