Ein Sabbatical in Stanford

Dem heutigen Helpdesk der Informatikdienste (ID) stehen grundlegende Änderungen bevor. Der Helpdesk entwickelt sich weg vom reinen Support hin zu einem Service Desk. Als solcher muss der Helpdesk eine aktivere Rolle einnehmen, die eine aktive Kommunikation mit den Kunden innerhalb wie auch ausserhalb der ID mit einschliesst. Damit ich diesen Wandel nach bestem Wissen und Gewissen begleiten kann, bin ich nach San Francisco, Kalifornien gereist, um an der University of Stanford neue Eindrücke zu sammeln.
Nach langem hin und her konnte ich die Zuständigen an der Stanford University davon überzeugen, mich vom November 2010 bis Februar 2011 als einen «Gast-Arbeiter» zu empfangen. Es war nicht so einfach, da sie sich nicht vorstellen konnten, von was überhaupt die Rede war. Die Verantwortlichen von Stanford konnten wohl nicht abschätzen, was auf sie zukommt. Der befürchtete Betreuungsaufwand seitens Stanford in den drei Monaten blieb aus und ich konnte sogar einige Stunden im IT Service Desk mitarbeiten. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben. Ein riesengrosses Dankeschön geht an mein Team für den unermüdlichen Einsatz während meiner Abwesenheit und an Dordaneh Arangeh vom VPPR (Bereich VP Personal & Ressourcen ETH). «Ohne dich, Dordaneh, wäre der Kontakt zu den Verantwortlichen in Stanford nie zustande gekommen. Thank you so much!»

Aufbruch nach Kalifornien

Als alle Formalitäten geklärt waren konnte ich es kaum erwarten mich auf den Weg zu machen. Viel Zeit blieb mir dann auch nicht mehr. Nach all den Einreisevorschriften musste noch mein Stellvertreter an der ETH eingearbeitet werden und noch schnell ein Untermieter für die Wohnung in Zürich gefunden werden. Im November brach ich dann nach Kalifornien auf, mit dem Ziel, die Informatikdienste von der Stanford University und vor allem deren IT Service Desk kennen zu lernen. Ohne recht zu wissen, was mich genau erwarten würde.

Man beachte den deutschen Text «Die Luft der Freiheit weht».

         

Was ich vorgefunden habe

Einen sehr eindrücklichen Campus, eine sehr engagierte Truppe, viele neue Bekanntschaften und eine kompromisslose Ausrichtung auf Kundenwünsche. Allerdings auch eine genauso kompromisslose Verrechnung der IT Dienstleistungen. Etwas, was an der ETH in dieser Form für mich nicht denkbar wäre. Eine andere Kultur, Ansicht und Denkweise eben, genau das Richtige, um neue Inputs zu bekommen. An meiner Sabbatical-Präsentation an der ETH am 13. Juli im IFW W32.1A habe ich festgestellt, dass die meisten Fragen zum Thema «ITS Stanford Services verrechnen» gestellt wurden. Ich sehe mich deshalb verpflichtet, hier einen kleinen Einschub zu machen.

IT Services verrechnen

Geld ist stets ein Thema, welches die Betriebe dieser Welt beschäftigt. Erst recht natürlich in der IT einer gänzlich privaten Universität, wie Stanford eine ist. Effizienz ist deshalb die oberste Prämisse für die IT. Natürlich auch an der ETH, nicht dass ich jetzt falsch verstanden werde. Aber etwas haben die Kollegen bei den Information Technology Services (ITS) Stanford meiner Meinung nach uns in Zürich voraus: Sie sehen sich alle als Unternehmer. Der Effizienz-Gedanke, gepaart mit dem Unternehmertum, macht für mich den grössten erstrebenswerten Unterschied aus. Die vorherrschende Kultur in den Büros der IT Leute an der ETH ist ja eher die eines «Wohltäters» als die eines Unternehmers. Dieser Unterschied manifestiert sich in der Form, dass die Services in Stanford verrechnet werden, mit einkalkuliertem Gewinn. An der ETH werden die Services grössten Teils verschenkt oder mit symbolischen Beiträgen gegen Missbrauch verrechnet. Als Vorteile der echten Verrechnung sehe ich die Transparenz der Kosten, Finanzkontrolldaten und Auswertungen als ergänzendes Argument für eine Entscheidung. Es erhöht den Druck bei IT Angelegenheiten, ETH-weit zusammen zu spannen. Ein Druck der einen fruchtbarer Boden für neue Ideen und Innovation schafft. Dennoch bin ich nicht der Meinung, dass die IT an der ETH wie ein börsenkotiertes Unternehmen geführt werden sollte. Die Art wie Non Profit Unternehmen geführt werden, würde genügen. Soll heissen Aufwand verrechnen ja, Gewinn nein.

Vom Warmen ins Kalte

Nach drei Monaten einer sehr inspirierenden Zeit in Stanford mit super Wetter, Sonnenschein und der schönen Stadt San Francisco um die Ecke, kam ich dann im Februar wider Willen in die verschneite Schweiz zurück. An meinem ersten Arbeitstag nach dem Sabbatical war es kalt, nass und die grauen Wolken hingen tief. Der graue Monolith in dem sich mein Büro befindet, verliert jeden Ästhetik-Wettbewerb gegen ein Gefängnis. Ich war mir beim ersten Anblick ehrlich nicht sicher, ob ich nicht vielleicht besser in San Francisco geblieben wäre. Dank den Zuzügen im Verlaufe der Reorganisation bei den Informatikdiensten hatte sich scheinbar einiges geändert in meiner Abwesenheit. Zu meiner grossen Freude stellte ich fest, dass sich die Dinge in meinem Sinne geändert hatten. Es ging ein anderer Wind in den Gängen, es war ein Hauch von Unternehmertum.

 

Ein interessanter Artikel über einen (nicht) Zusammenhang von Innovation und Bildung:
If you want to innovate like Da Vinci, education is overrated
http://m.techrepublic.com/blog/hiner/if-you-want-to-innovate-like-da-vinci-education-is-overrated/8383?tag=nl.e101
Falls jemand Interesse hat an meinem Abschlussbericht «Vorstellung der ITS Stanford» und auch Fragen hätte, soll sich bitte direkt bei mir melden.

tcoban‘at’ethz.ch

 

Leland Stanford Junior University

Die Leland Stanford Junior University (kurz: Stanford) ist eine Universität in Stanford (Kalifornien). Sie gilt mit einem Stiftungsvermögen von 17,2 Milliarden Dollar als eine der reichsten Hochschulen der Welt. Ihr Ruf als eine der weltweit führenden Universitäten insbesondere in den Disziplinen Ingenieurswissenschaften, IT und Medizin wird in zahlreichen Rankings bestätigt. Im Shanghai-Ranking («Academic Ranking of World Universities 2009») rangiert sie auf Platz 2. Derzeit sind 14.882 Studenten eingeschrieben. Präsident der Universität ist John L. Hennessy.

Sabbatical Tolga Coban

Während meines Aufenthaltes wurde ich durch Chris Lundin (Helpdesk Services) betreut. Folgende Gruppen sind in der Abteilung Helpdesk Services:

  • Computing Service Desk
  • Technical Analyst Group
  • IT Operations Center
  • Change/Configuration Management

Die Abteilung befindet sich in der Direktion Client Support, die von der Direktorin Jan Cicero geleitet wird. Sie ist eine von den vier Direktoren, welche dem Vice President IT Services Bill Clebsch unterstellt sind. Die vier Direktionen bilden die Stanford Information Technologie Services (ITS).

 

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