20 Jahre ETH – gedankliche Zeitreise
Eine Glosse von Swen Vermeul, Scientific Software and Data Management (ID SIS) zu seinem 20.ten Jubiläum.
Ich bin ein Dinosaurier!
Ältere Saurier werden jetzt sagen, ich sei ja eigentlich fast noch ein Jungsaurier, aber dennoch: Saurier bleibt Saurier und die gehören eigentlich ausgestorben; sie würden sowieso den heutigen IT-Betrieb bloss erheblich stören, wenn sie immer mal wieder an einem Glasfaserkabel nagen oder mit ihren langen Hälsen eine Hochspannungsleitung touchieren.
Man munkelt ja, dass es zu der Zeit der Dinos keine Blumen gegeben hat und ergo auch keine Äpfel. Das stimmt nicht, es gab sie bereits, aber die Altsaurier wollten partout nichts davon wissen. Ich als Jungsaurier wollte unbedingt so einen Apfel, damals, und geriet in einen heftigen Streit mit einem Altsaurier wegen diesem Apfel, das sei so neumodisches Zeugs und so und Argumente wie Ästhetik und Bedienungskomfort fanden leider kein Gehör. Mittlerweile sieht man ja einige Äpfel rundherum und Pinguine und andere Viecher und überhaupt: Artenreichtum ist eine gute Sache, es macht die Welt fröhlicher und farbiger.
Und dann kam noch die Sache mit den Hobbies. Ich meine, irgendwie vertreiben ja die Dinos ihre Zeit. Zu Beginn war Perlentauchen ein weitverbreitetes Hobby vieler Dinos, es gab Wettkämpfe und Ausstellungen und Schauspiele, eine ganze Kultur. Später kam Kaffeetrinken auf und bald entflammte der heftige Streit, welches dieser Hobbies nun geeigneter sei, die vielen Probleme der Dinos zu lösen. Wir Perlentaucher sind uns da einig: Kaffee ist nix für uns, nur schon diese langfädigen Gespräche! Kaffeetrinken wurde dennoch extrem populär und Perlentauchen bald wegen angeblicher Gefahren und Sicherheitsbedenken und hohen Kosten stark eingeschränkt, ja faktisch verboten. Kaffeekränzchen dauern aber bekanntlich oft viel, viel länger als die üblichen, kurzen Perlentauchgänge und ich bin mir bis heute nicht sicher, ob nicht heute damit mehr Probleme geschaffen als gelöst werden.
Mittlerweile ist man sogar soweit, dass die meisten Dinos ihre schönen Hobbies fast ganz aufgeben mussten und nur noch ihr Kies in eine Slotmachine, quasi ein Spielautomat, reinstecken. Das macht zwar langfristig gesehen weder die Jung- noch die Altdinosaurier besonders glücklich und löst die vielen anstehenden Probleme nur bedingt, aber es beschäftigt sie und die Maschine blinkt derweil mit farbigen Lämpchen, macht Pieps und verspricht fette Gewinne. Das Sucht- und Abhängigkeitspotential dieser Maschinen jedoch ist enorm gross und generiert ganz neue Probleme, von den zur Neige gehenden Kiesvorräten ganz zu schweigen.
Ich selber bin seit über einem Jahr zu einer regelrechten Jungsaurier-Gruppe gestossen und Schlangenbeschwören ist hier ein verbreitetes Hobby. Ich versuche der Schlange möglichst viele Tricks beizubringen, ohne dass sie mich dauernd beisst. Gelingt mir immer öfter, zumal ich von sehr talentierten anderen Schlangenbeschwörern umgeben bin, die mir ihre besten Tricks verraten. Kaffeetrinker gibt zwar auch bei uns, aber die kennen sich auch ein bisschen mit Schlangen aus und daher gibt es keinen Streit (es ist ja auch zu blöd, sich wegen Hobbies zu streiten!).
Wann werden die Dinosaurier aussterben? Wahrscheinlich dann, wenn sie sich nur noch mit sich selber beschäftigen und keine Zeit finden, die eigentlichen Probleme zu lösen. Wenn sie die drohenden Gefahren nicht erkennen oder sich den schnell ändernden klimatischen Bedingungen nicht genug schnell anpassen können, weil sie sich in ihren vielen Prozessen verheddert haben. Das wäre sehr schade und daher wünsche ich Euch allen viel Selbständigkeit, Mut, Phantasie und Humor!
zur Person
Swen Vermeul studierte an der ETH Umweltnaturwissenschaften und arbeitete während dieser Zeit bei Franz Kuster in der Entwicklung kleinerer Web-Projekte (Veranstaltungskalender). Nach dem Diplomabschluss arbeitete er an der EAWAG am Projekt SODIS (Solar Water Disinfection), die heutige von der WHO empfohlene Behandlung von Trinkwasser auf Haushaltsebene. Im Februar 2000 wechselte Swen Vermeul zurück zu den Informatikdiensten, für «voraussichtlich zwei, drei Jahre». Daraus wurden bekanntlich ein paar mehr – er entwickelte in dieser Zeit dieser Zeit zahlreiche Tools und Applikationen, wovon das Identity Management System «nethz» nach wie vor von zentraler Bedeutung ist. Seit Dezember 2015 ist er Teil des Teams «ID Scientific Software and Data Management» und arbeitet sowohl an Schnittstellen für die wissenschaftliche Datenbank «openBIS» als auch an Visualisierungstools für die Durchforstung umfangreicher biologischer Daten.
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