40 Jahre Jubiläum Rolf Müri
Herzlichen Glückwunsch, Rolf Müri, VPP Entwicklung/ID Printing, ID Basisdienste, zu dieser wahrlich langen ETH-Zeit!
Die Vorgeschichte
Eigentlich bin ich nicht „erst“ 1975 in die ETH eingetreten, sondern schon 5 Jahre zuvor als frischgebackener Maturand mit dem Ziel, Elektroingenieur zu werden. Da aber diese Jahre des Studiums zum Jubiläum nicht mitzählen, lassen wir sie ab hier beiseite!
Nein, doch nicht ganz: Während meiner Diplomarbeit mit meinem Freund Willi Huber sahen wir im ML-Gebäude einen kleinen Aushang: Im Rechenzentrum ETH wurden Mitarbeiter gesucht. Da wir während des Studiums unsere Leidenschaft für das Programmieren entdeckt hatten, war der Entschluss schnell gefasst: Noch für ein, zwei Jahre an der ETH bleiben, und dann ab in die Industrie!
Willi und ich stellten uns am RZ bei Peter Staub vor, und … wurden beide angestellt.
Mit diesem kleinen Plakat hat 1975 alles angefangen
Der Eintritt
Es war wirklich hochinteressant: Da stand ein Dualsystem der renommierten Computerfirma CDC im Einsatz; das Betriebssystem EMOS wurde von der Gruppe am RZ weiterentwickelt und den Bedürfnissen an der ETH angepasst. Ein straff organisiertes Operating-Team unter der Leitung von Franz Wyder gewährleistete den Betrieb und bediente die Lochkartenleser, Lochkartenstanzer und Zeilendrucker sowie die zahlreichen Bandstationen mit den Magnetbändern. Die Peripheriestationen im HG, auf dem Hönggerberg und im EIR (das heutige PSI) waren über schnelle Datenleitungen (14.4 kB/Sek !) mit dem Zentrum verbunden und dienten ebenfalls als Ein- und Ausgabestellen dieser Batch-orientieren Datenverarbeitung. Auch auf diesen kleineren CDC1700 war Systemprogrammierung gefragt, so unter anderem bei der Ansteuerung der Zeilendruckern (mit dem legendären Zebrapapier). Hier kam ich auch das erste Mal mit Druckern als Programmierer in Kontakt.
Rechenzentrum ETH ca. 1975 (Quelle «Das Rechenzentrum»)
Erster Auftritt der Drucker
Bald darauf war auch das zentrale Ein- und Ausgabe-System neu zu konzipieren. Hier bekam ich den Part mit den Zeilendruckern; alle Treiber waren neu zu schreiben. Mit dem Projektleiter und späteren Gruppenleiter Franz Bachmann konnte unsere Gruppe ein System aufbauen, das dann viele Jahre zuverlässig in Betrieb war bis zur weitgehenden Ablösung der grossen Mainframe-Computers durch die PCs und deren Varianten. Ab hier begleitete mich eigentlich das „Drucker-Business“ bis heute!
Mikroprozessoren
Daneben war ich ja auch immer noch Elektroingenieur. Deshalb konnte ich auch bei der Entwicklung der Hexbox mithelfen, einem modularen Mikroprozessorsystem auf Basis des MC6502, später des MC6809. Diese universell einsetzbaren Systeme dienten in vielen Abteilungen, wie die Departemente damals hiessen, als Interface zum damaligen Kommunikationssystem KOMETH, das auf der Breitbandtechnologie beruhte.
Datenfernverbindung
Eine ebenfalls sehr interessante und lehrreiche Zeit war auch die Mitarbeit beim Remote-Tape-Projekt und die Zusammenarbeit mit dem EIR. Hier wurde eine Magnetband-Lesestation des ETH-Rechners ins EIR verschoben und über eine Richtstrahlverbindung RZ – Albis – Pilatus – EIR verbunden. (Eine Richtstrahlverbindung braucht Sichtkontakt!) Die dadurch viel längeren Latenzzeiten und die Übertragungsfehler wurden mit Mikroprozessoren so manipuliert, dass den im Wesentlichen unverändert gelassenen Endsystemen einfach eine langsamere Bandeinheit vorgegaukelt wurde. So konnten die Daten vor Ort eingelesen und in Zürich verarbeitet werden; viele der täglichen Tape-Transporte mit dem VW-Bus EIR – ETH fielen weg.
Einweihung der RemoteTape-Verbindung 1980
Intermezzo
Das oben kurz erwähnte KOMETH bescherte mir ein weiteres, abwechslungsreiches Jahr mit einer sehr speziellen Aufgabe. Ich hatte die Bauleitung dieses Breitbandnetzes im HG zu übernehmen. Fast täglich war ich im HG unterwegs. Es galt, das Netzwerk in alle Winkel dieses Gebäudes zu ziehen, von den Lagerräumen der Bibliothek im Keller bis zu den etwas heikleren Etagen des Rektorats und des Präsidiums. Ich war auch Kontaktperson für alle Anliegen und Beschwerden der durch die Bauarbeiten beeinträchtigten Mitarbeiter. Auf diese Weise lernte ich dieses altehrwürdige Monument sehr genau kennen, und wenn man dennoch einmal keinen Weg für die Kabel mehr finden konnte, war Peter Stieger, der vor kurzem bei ID ICT-Networks pensioniert worden ist und damals dort als externer Elektriker arbeitete, Retter aus jeder scheinbar ausweglosen Situation.
Der Anfang von VPP
1986 mussten die alten CDC-Aussenstationen abgelöst werden. Die Lochkarte war inzwischen bedeutungslos geworden, aber eine dezentrale Druckausgabe war wichtig. Da inzwischen der IBM PC mit dem MS-DOS auf dem Markt erhältlich war, und Daten mit dem IPM PC Network über das in der Zwischenzeit überall an der ETH installierte KOMETH verteilt werden konnte, wurde von Franz Bachmann und mir ein Drucksystem mit vielen dezentral aufgestellten PCs mit angeschlossenen Druckern aufgebaut. Vorerst wurden nur vier sehr teure aber leistungsfähige SW-Laserdruckern der Firma QMS eingesetzt (Druckerpreis gegen Fr. 100’000.- !), Es waren dann aber die ungleich billigeren, mit PostScript ausgerüsteten LaserWriter von Apple, welche eine feinere Verteilung dieser Druckstationen erlaubte. Dies gab dem System auch den Namen VPP (Verteiltes Printen und Plotten), ein Begriff, der mich seither bis in die heutigen Tage begleitet hat.
Das wachsende VPP
Eine weitere, höchst interessante Zeit begann: Es galt, mit den Instituten die Bedürfnisse abzuklären, neue Standorte zu finden, aber auch auf dem Markt die neusten Entwicklung der Drucktechnik zu verfolgen und einzusetzen. Die ersten erschwinglichen Farb-Thermotransferdrucker konnten eingesetzt werden, welche aber bald durch günstigere Tintenstrahl-Drucker abgelöst wurden, welche inzwischen durch noch schnellere und pflegeleichte Farblaserdrucker ersetzt worden sind. Bei den grossformatigen Ausgabegeräten waren zuerst elektrostatische Plotter, dann aber zunehmend Inkjet-Plotter im Angebot. Netzwerkseitig wurde das KOMETH-Breitbandtechnik ab 1992 durch das heute übliche Ethernet-Netz abgelöst.
Das VPP-System wurde auch von PSI, EMPA und EAWAG übernommen, aber auch bei MZA (Meteorologische Zentralanstalt) in Zürich und Payerne und auf dem Weissfluhjoch (Schnee und Lawinenforschung) waren VPP-Drucker im Einsatz.
Das bediente VPP
Es zeichnete sich langsam ab, dass auch zentrale, bediente Stationen mit hochqualitativen Spezialgeräten an der ETH nötig wurden: Mit überbreiten Plottern, Dia-Belichtern und Fotopapier-Druckern konnten die hohen Anforderungen der ETH-Institute weitgehend abgedeckt werden, aber auch von der Universität Zürich und vom Universitätsspital wurden diese Services gerne und intensiv in Anspruch genommen. Auf diese Weise wurde VPP auch ein Begriff über die ETH hinaus.
VPP für die Studierenden
VPP Selbstbedienung auf dem Hönggerberg 2009
Weiterhin wurden die inzwischen immer häufiger vorhandenen Computerräume für die Studierenden mit VPP-Druckern versehen. Der riesige Andrang verursachte zunehmend ein noch riesigeres Papierchaos, welches dann mit den heute noch bestehenden Auslösestationen etwas reduziert werden konnte. Erst mit der Einführung eines Druckkontingents für Studenten und der Prepay-Möglichkeit konnte dann die Papierflut auf ein einigermassen erträgliches Mass gesenkt werden; auch erst dann wurde das Aufstellen von Selbstbedienungs-Plottern möglich.
Konsolidierung mit den Druckzentren
Nach der Pensionierung 2008 von Franz Bachmann übernahm ich die Leitung der Gruppe VPP-Entwicklung. 2011 wurden die Aufgaben von VPP und den Druckzentren neu verteilt: die bedienten VPP-Zentren wurden von den Druckzentren ETH übernommen, dafür wurden die für den Betrieb der dezentralen VPP-Stationen zuständigen Personen mir unterstellt.
Der neue ETH Print Service
2013 wurde die Druckgeräte für einen ETH-weiten ID Printservice in einer WTO-Ausschreibung evaluiert, und seit 2014 wird der neue ETH Print Service angeboten, mit wachsendem Erfolg. Gleichzeitig wird der bisherige VPP-Service zurückgefahren und durch eben diesen neuen Service ersetzt. In meiner verbleibenden Zeit bis zu meiner Pensionierung 2016 wird es meine Aufgabe sein, bei den Departementen für einen möglichst reibungslosen Übergang zu sorgen. Auch steht die Ablösung der VPP-Server bei den Druckzentren und in den Studentenräumen bevor.
Rückblick
Wie diese lange Aufstellung zeigt, konnte ich an der ETH viele verschiedene Aufgaben angehen: Zu Beginn hauptsächlich als Pionier und Ingenieur, später eher als Organisator und Koordinator und leider zunehmend auch als Administrator und Buchhalter. Alles in allem denke ich aber gerne an diese lange Zeit zurück, begonnen in einem Zeitalter, als die Computer gerade den Kinderschuhen entwachsen waren und als etwas Besonderes galten bis zu einer Zeit, als diese in keiner Sparte des Lebens mehr wegzudenken und deshalb alltäglich geworden sind. Und aus den ein/zwei Jahren sind mittlerweile deren 40 geworden!
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