Die ETH-Karte als Zahlungsmittel?
Das Thema «Zahlen mit der ETH-Karte / Legi» kommt immer wieder zur Sprache.
Kürzlich ist dazu eine Kolumne erschienen im Polykum («Die Schande der Mensa», No 4, 2013/2014, Seite 37). Auch im Auftrag der Gastronomiekommission wird gegenwärtig die Nutzung der ETH-Karte als Zahlungsmittel geprüft. Die Motivation dafür liegt in der erhofften bargeldlosen und schnellen Zahlungsabwicklung an entsprechend auszurüstenden Stellen.
Die Karte ist nur ein Teil eines Zahlungssystems
Für den Aufbau und Betrieb eines Zahlungssystems sind neben der Karte jedoch weitere Komponenten nötig und eine Organisation für deren Betrieb. Betriebseigene Karten können nur in sogenannten geschlossenen Systemen (bei uns also innerhalb der ETH Zürich) als Zahlungsmittel verwendet werden.
Geschlossenes Zahlungssystem – was bedeutet das ?
In diesen Systemen erfolgt die Bezahlung quasi in einer eigenen Währung (nennen wir sie «ETH-Franken»). Die Umwandlung von echtem Geld in «ETH-Franken» erfolgt an «Aufwertern» oder Ladestationen. Die Karte oder genauer ausgedrückt das Konto des Kartenträgers wird mittels Bargeld aufgebucht. Das Konto kann in einer Datenbank oder auf der Karte selbst gehalten werden. Beim Bezahlen wird der jeweilige Betrag dem Konto des Geldgebers belastet, während der Empfänger eine entsprechende Gutschrift erhält.
Da der Geldempfänger «ETH-Franken» ausserhalb des Systems nicht benutzen kann, muss er diese periodisch umtauschen in echtes Geld. Dies erfolgt üblicherweise durch die Vergütung via ein Post- oder Bankkonto. Das dafür nötige echte Geld stammt aus den Ladestationen.
Das Clearing und die Aufwände dafür
Die hier skizzierte Abwicklung des Geldflusses nennt man Clearing. Die betrieblichen Aufwände für das Leeren der Ladestationen, das Erstellen der Abrechnungen, den Unterhalt der Infrastruktur, das Controlling und für Sicherheitsmassnahmen sind erheblich und müssen abgegolten werden.
Wieso sind die Informatikdienste skeptisch bezüglich einer ETH-eigenen Lösung ?
Die erwähnten Betriebsaufwände sind ein Grund, weshalb die Informatikdienste (ID) skeptisch sind bezüglich einer eigenen Lösung. Die Umstellung der Kassen sowie der ganzen Warenbewirtschaftung (Pflege des Artikelstammes, der Rabatt- und Mehrwertsteuersätze etc.) auf ein von der ETH betriebenes System, sind weitere Gründe.
Beschleunigte Zahlungsabwicklung – es geht auch anders
Die beschleunigte Bezahlung von Klein- und Kleinstbeträgen (ohne PIN-Code-Eingabe, ohne Unterschrift) ist inzwischen auch mittels gängigen kontaktlos lesbaren Kredit- oder Debitkarten möglich. Durch den breiten Einsatz dieser Zahlungsmittel liessen sich die Warteschlangen an den Mensen wohl in ähnlichem Mass reduzieren wie bei der Verwendung der Legi. Zudem etabliert sich je länger stärker ein Trend in Richtung Nutzung des Mobiltelefons (Stichwort: «Mobile Payment»).
Fazit
Unsere Skepsis, die ETH-Karte als Zahlungsmittels zu nutzen, gründet weniger auf technischen sondern vielmehr auf organisatorischen Belangen. Soll die ETH Funktionen einer Bank übernehmen? Angesichts der erwähnten Entwicklung und der Tatsache, dass das öffentliche Bezahlsystem «CASH – Pay the easy way» – notabene mit mehreren Millionen Kartenträgern – Ende 2013 mangels Rentabilität eingestellt worden ist, tendieren wir zu einem «Nein».
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