Letzter Bericht von der Web-Konferenz WWW2010 in Raleigh, NC, USA

Der heutige Konferenztag stand für mich vorwiegend im Zeichen von HTML 5. Die Weiterentwicklung des HTML-Standards scheint mir Zentral für die Zukunft des Webs. Während der Closing Ceremony wurde die Verantwortung für die Serie der Webkonferenzen an die nächsten Veranstalter weitergegeben.

Auch der heutige Konferenztag wurde mit einer Plenary Session eröffnet. Carl Malamud berichtete von seinem Kampf für den freien und kostenlosen Zugang zu den von den Behörden gesammelten Daten. Im Vordergrund standen Informationen der verschiedenen Gerichte. Diese Dokumente sind per Definition frei von Copyrights, können aber oft nur gegen Bezahlung bezogen werden, wobei der Verkauf in gewissen Fällen über Privatfirmen erfolgt. Da die Preise für diese Dokumente oft sehr hoch sind, führt dies dazu, dass sich Reiche rechtliche Vorteile verschaffen können. Carl hat diese Situation unter anderem dadurch bekämpft, dass er solche Dokumente gekauft und dann auf’s Web gestellt hat. Da diese Dokumente wie erwähnt nicht per Copyright geschützt sind, ist dieses Vorgehen zwar rechtlich korrekt aber aus leicht nachvollziehbaren Gründen nicht immer sehr geschätzt worden. Carl hat deshalb in der Internet-Gemeinde so etwas wie den Status eines Robin Hood. Als Bundesangestellter habe ich allerdings ein etwas zwiespältiges Gefühl, wenn jemand kein gutes Haar an den staatlichen Institutionen lässt.

Ich habe letztes Jahr den W3C-Track (Vortragsreihe des WWW-Consortiums) sehr vermisst und mich daher gefreut, als er dieses Jahr wieder im Programm auftauchte. Tatsächlich scheinen mir diese Präsentation etwas vom wertvollsten dieser Konferenz. Mit grossem Interesse habe ich die Erläuterungen zu HTML 5 verfolgt. Die Spezifikationen sind zwar noch lange nicht definitiv, aber es zeichnen sich einige spannende Neuerungen bzw. Ergänzungen ab. Im Bereich Forms wird es zahlreiche Erweiterungen geben. So wird man zum einen Eingabefelder für bestimmte Datentypen definieren können (Datum, Email, Zahlenwerte, URI usw.) zum anderen kann man Texte definieren, die verschwinden, sobald der Benutzer beginnt, Eingaben zu machen. „Eingabefelder“, welche einen Wertbereich festlegen, können vom Browser als Schieber dargestellt werden. Daneben wird es Möglichkeiten geben, Videos direkt in Webseiten zu integrieren, wobei die zu unterstützenden Codecs noch sehr umstritten sind. Im weiteren wird HTML 5 SVG und MathML integrieren. Schliesslich wird es neue Elemente geben, um Dokumente besser strukturieren zu können. Dazu gehören beispielsweise „Header“, „Footer“, „Section“, „Nav“ und andere mehr. Bestehende Elemente werden zudem neue Attribute erhalten. Eine Zusammenstellung der Unterschiede zwischen HTML 4 und HTML 5 findet man unter http://dev.w3.org/html5/html4-differences/ – wobei noch einmal betont sei, dass es sich bei HTML 5 erst um einen Entwurf handelt. Trotzdem gibt es Browser, welche zu mindest Teile von HTML 5 bereits unterstützen. Allen voran Google Chrome, aber auch Firefox und Opera, wobei dort der Support für HTML 5 teilweise erst in Beta-Versionen angeboten wird. Internet Explorer V8 unterstützt noch kein HTML 5, diese Unterstützung kommt mit IE V9.

Neben dem HTML-Standard wird auch der Standard für CSS weiterentwickelt. Zum einen versucht man mit Level 2.1 einige Schwächen von Level 2 auszumerzen, zum anderen arbeitet man gleichzeitig an Level 3. Hier steht die Unterstützung mehrerer Styles abhängig vom Ausgabegerät im Vordergrund. Dabei kann bereits die Fensterbreite zu unterschiedlichen Darstellungen führen. Beispielsweise kann die Navigation je nach verfügbarem Platz oben oder seitlich im Dokument angezeigt werden. Dabei erfolgt die Steuerung ausschliesslich über CSS, es werden keine Scripts benötigt.

Am späten Nachmittag besuchte ich noch eine Präsentation von Google Wave, eine webbasierte Anwendung für einfache Kollaborationen. So kann man eine „Welle“ erstellen, um ein Meeting zu planen, wobei Gadgets wie Google Maps integriert werden können. Man kann aber in einer Welle auch ein Meeting mit gemeinsamen Notizen durchführen, Projekte organisieren oder ein Photoalbum anlegen. Die Vielfalt der von Google angebotenen Dienste ist wirklich beeindruckend – um nicht zu sagen schon fast beängstigend.

Während der abschliessenden Closing Ceremony wurden diverse Awards für beste Poster und beste Paper vergeben. Bemerkenswert scheint mir, dass der Best Poster Award an Paul Dütting von der EPFL (plus 2 Co-Autoren) ging. Ganz zuletzt wurde der nächste Austragungsort präsentiert. Turnusgemäss folgt nach einer Konferenz in Europe (Madrid 2009) und Nordamerika nun wieder eine Austragung im asiatischen Raum. WWW2011 wird Ende März in Hyderabad in India stattfinden. Damit schliesst meine Berichterstattung aus Raleigh. Weitere Infos werden meinem Bericht zu entnehmen sein (siehe www.ra.ethz.ch) und bei Bedarf stehe ich auch gerne für Auskünfte zur Verfügung. Take care !

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