* Titel nach dem Buch von Paul Maar «Eine Woche voller Samstage»
Eine Woche voller Samstage*
by Ulrike Kastrup, Leiterin focusTerra, 27 April 2020
Als das Homeoffice begann, sprach ich mit meiner Freundin Caroline darüber, was es denn wohl hiesse, nun immer zuhause zu sein. Alleine oder mit der Familie. Alle Geschäfte zu. Nirgendwo hinfahren, daheimbleiben. Da meinte sie, dass sei wie Sonntage, die habe sie schon als Kind nicht gerne gehabt. Auch ich habe sie nicht so gerne gemocht. Als stünde das Leben still. Alles so ruhig. Nichts zu tun. «Eine Woche voller Sonntage», kam mir schaudernd in den Sinn, angelehnt an den Titel des schönen Buchs von Paul Maar «Eine Woche voller Samstage». Dort stellt das kleine Sams das Leben von Herrn Taschenbier gehörig auf den Kopf und räumt es ordentlich auf – vielleicht gar keine so schlechte Analogie? – Waren es also Wochen voller Sonntage, die auf uns zukamen? Rückblickend passte es vom Wetter sicher sehr gut: so ein schöner März und April voller Sonnenschein und endlich Frühling!
Nur: «nichts zu tun» hat man nicht. Das Leben ist zwar anders, aber nicht leerer geworden: drei Mahlzeiten zubereiten neben der Arbeit, gesund essen, unter Stress einkaufen, das Homeoffice organisieren und darin funktionieren, an die Luft gehen, wenn Kopfschmerzen kommen und die Augen müde werden, Sport treiben, immer aufräumen, damit man sich wohlfühlt, mit Freunden und der Familie telefonieren, sie unterstützen, neue online-Formate für focusTerra entwickeln und gleichzeitig alles am Laufen halten und in anstrengenden Zoommeetings alles zusammenhalten und organisieren. Zum Glück habe ich ein fantastisches Team und tolle Kolleginnen und Kollegen, so dass alles in eine gute Richtung läuft. Aber: eine Woche voller Sonntage hat es sicher nicht gegeben.
Dann eine Woche voller Donnerstage vielleicht? Denn das alles ist ja wie Blitz und Donner über uns hereingebrochen.
Oder eine Woche voller Freitage? Nein, denn frei hat man ja wirklich nicht.
Die Woche voller Samstage hat schon das Sams belegt.
Was ist dann mit den Mon(d)tagen?! Sicher passend bei diesen wunderschönen Vollmondnächten. Oder vielleicht auch Moan-days, wenn einem alles etwas zuviel wird und man auch mal jammern möchte.
Dann gäbe es noch die Woche voller Dienstage. Ja, Dienst tun wir eigentlich alle! Um das Leben am Laufen zu halten, und manche – wie das Personal in den medizinisch-sozialen Berufen inkl. in den Apotheken, in den Lebensmittelgeschäften, der Post und in vielen anderen Bereichen – ganz besonders für uns alle mit.
Ja, das war es: «für uns alle mit»! Wir helfen mit, wo wir können, wir fühlen für- und miteinander; wir bleiben miteinander und füreinander zuhause; wir sind alle mittendrin und erleben diese Zeit, trotz social distancing, miteinander. Wir singen und tanzen online miteinander und telefonieren miteinander. Das Motto und der Titel des Zeitmagazins vor einigen Wochen war: «Nie war es so wichtig, gemeinsam alleine zu sein. Um auf alle aufzupassen.»
Miteinander.
Das ist es also.
Eine Woche voller Mittwoche. Und wenn es sein muss, auch Monate davon!
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About the author
Das zentrale Thema meiner Karriere ist es, die Menschen in ihrer Befähigung zu unterstützen, ihre natürliche und die vom Menschen beeinflusste Umwelt zu verstehen und in ihr verantwortungsvoll zu handeln. Als Direktorin von focusTerra – dem erdwissenschaftlichen Forschungs- und Informationszentrum der ETH Zürich – konzentriere ich mich auf die Vermittlung von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen mit einem starken Fokus auf deren gesellschaftlicher Relevanz. Durch Ausstellungen und eine Vielzahl von Aktivitäten möchten wir ein breites und vielfältiges Publikum, Laien wie Experten, ansprechen. Auch während früherer Tätigkeiten, die sich an meine naturwissenschaftliche Promotion anschlossen, war es mein Ziel, durch gezielte Kommunikation die Lücke zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Entscheidungsträgern zu überbrücken.
In der Coronazeit haben wir in focusTerra neue Onlineformate entwickelt, um – für einmal umkehrt – die Menschen daheim zu besuchen: www.focusterra.ethz.ch.
Damit verbringe ich im Moment am meisten Zeit: Mit der Arbeit
Meine Lieblings-App: Threema
Meine Buch- oder Filmempfehlung: «North and South» von Elizabeth Gaskell (Film und Buch)
Und wenn alles andere nicht hilft, heitert mich das hier wieder auf: Mit offenen Augen und Ohren durch den Frühling laufen
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