Einsatz von eReadern im Hochschulbereich

Heute haben Vertreter des Projekts Neptun, das Laptops für Hochschulangehörige in der Schweiz zu günstigen Konditionen anbietet und seinen Sitz an der ETH Zürich hat http://www.neptun.ethz.ch/, und Vertreter der ETH-Bibliothek über den möglichen Einsatz von eReadern an der ETH Zürich gesprochen. Hintergrund ist die Idee, eventuell auch mal einen eReader ins Neptun-Angebot aufzunehmen. Ich habe verschiedene Geräte mit ihren Stärken und Schwächen vorgestellt: Amazon Kindle 2, Amazon Kindle DX, Sony PRS-505, Sony PRS-700, nook, iRex Digital Reader 1000S und den HanLin eReader. Unser Fazit: wenn, dann würde sich am ehesten der Kindle DX für den Hochschuleinsatz eignen. Aber…

Alle gängigen eReader genügen den Ansprüchen einer Anwendung im wissenschaftlichen Kontext nicht. Die fehlende Interaktion scheint mir das Haupthindernis für den Einsatz in Lehre und Forschung. Ich kann bei den Geräten im besten Fall Anmerkungen machen, die ich dann aber kaum in meine normale Arbeitsumgebung übertragen kann. Unmöglich ist das Herauskopieren von Zitaten oder Referenzen, um sie dann in einen eigenen Text zu integrieren.
Beim Display schneiden der iRex sowie der Kindle DX dank ihren grossen Bildschirmen, die auch die Darstellung von A4-Dokumenten im PDF ermöglichen, am besten ab. Vermisst wird jedoch ein farbiges Display, das zum Beispiel für die Darstellung von farbigen Grafiken aus Lehrbüchern nötig wäre. Die Darstellung von PDF ist deshalb besonders wichtig, weil das EPUB- oder Mobipocket-Format bei der Anzeige von Formeln versagen. Wenn hier jemand eine Lösung kennt, wie man Formeln aus PDF- oder Worddokumenten in EPUB oder Mobi umformatieren kann, bin ich froh um einen Hinweis. Ebenfalls ungelöst ist die Darstellung von Fussnoten, die ja beim EPUB und Mobi mit dem Wegfall von Seitenumbrüchen grundsätzlich “in der Luft hängen”. Es kommt erschwerend dazu, dass die Geräte nicht fähig sind, Hyperlinks anzuklicken. Ich glaube, der iRex ist hier eine Ausnahme. Mein Gerät schafft es allerdings momentan nicht einmal, ein normales EPUB-Dokument anzuzeigen. Insofern muss ich mich auf die Funktionsbeschreibung verlassen…
Der Wegfall des Seitenumbruchs verhindert auch, dass ich aus einem EPUB korrekt zitieren kann. Ein weiteres Argument gegen den Einsatz im Wissenschaftsbereich.

Nicht eben wissenschaftsfreundlich sind zudem die mit den jeweiligen Geräten verbundenen Geschäftsmodelle. Noch sehe ich keine Möglichkeit, von der Bibliothek lizenzierte eBooks für die Nutzung auf eReadern bereitzustellen. Auf diesem Feld sehe ich grossen Handlungsbedarf und auch Spielraum für die Bibliotheken. Ich denke, dass ein eReader-Angebot für Studierende erst dann attraktiv ist, wenn wir technisch und rechtlich in der Lage sind, die von uns lizenzierten Inhalte im geeigneten Format kostenlos bereitzustellen. Die heute von den Verlagen angebotenen Produkte – in der Regel kapitelweise als PDF downloadbare Dokumente – sind dafür nicht geeignet. Also, liebe Verlage, wer an einem Pilotversuch mit der ETH-Bibliothek interessiert ist, soll sich doch bitte vertrauensvoll an den Autoren dieses Beitrags wenden…

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