#nook im Praxistest

Der nook ist vorläufig nur in den USA erhältlich. Auf eBay gibt es aber Händler, die solche Geräte auch international anbieten. Zu den etwas höheren Kosten als im regulären Shop kommen somit noch beträchtliche Versandkosten hinzu. Doch die Lieferung klappt einwandfrei. Nach dem Lieferengpass anfangs Dezember wird das Gerät Ende Dezember verschickt und trifft anfangs Januar an der ETH in Zürich ein.

Inbetriebnahme
Zum Auspacken braucht man fast die beigelegte Anleitung. Doch diese erste Hürde ist überwunden, und das optisch sehr gefällige Gerät ist ausgepackt. Zunächst kommt es mit dem mitgelieferten USB-Kabel zum Aufladen an den PC – der Stromadapter ist natürlich US-Standard. Der nook wird dann als externes Laufwerk angezeigt, das verschiedene Ordner enthält. Ich kopiere mal einige eBooks unterschiedlichen Formats in den Ordner „my documents“ und hoffe, diese später angezeigt zu sehen.
Beim Aufstarten des nook wird gleich nach einer Registrierung verlangt. Diese ist nötig, damit man Inhalte von Barnes and Noble laden kann.

drahtlose Verbindung
Das geht allerdings nur über WiFi, nicht stationär. In den USA wäre die Verbindung über ein eigenes 3G-Netz möglich, in Europa aber nicht. Hier kann ich mich (theoretisch) mit offenen WiFi-Netzwerken verbinden. Ein erster Versuch scheitert allerdings. Das WPA2-geschützte Netz der ETH wird nicht erkannt. Das Public-WiFi-Netz erscheint zwar in der Auswahl, nimmt kurz die Verbindung auf und steigt dann gleich wieder aus. Ich vermute, dass der Firewall oder die benötigte Authentifizierung den nook scheitern lassen. Ich muss es dann also zu Hause im privaten WLAN versuchen. Die WiFi-Verbindung mit dem privaten Netzwerk (auch WPA2 gesichert) hat dann geklappt.

Nutzung von eBooks
Auch ohne Registrierung kann ich auf die manuell auf den nook geladenen eBooks zugreifen. Zwischen eInk-Display und dem schmalen Touchscreen befindet sich der Home-„Button“, über den man jeweils in die Menuauswahl gelangt, die dann im farbigen Streifen angezeigt wird. Hier wähle ich MyLibrary und erhalte die Auswahl der geladenen eBooks. Ein erstes, kürzeres Dokument im PDF-Format wird korrekt angezeigt. Ein zweites eBook im EPUB-Format, das ich nicht bei B&N gekauft habe, wird nicht geöffnet, da der User nicht registriert sei. Beim Klassiker Don Quijote im EPUB-Format, das ich mir beim Projekt Gutenberg besorgt habe, funktioniert die Anzeige und Formatierung tadellos. Man kann mit Hilfe von Pfeiltasten an den Seitenrändern im Dokument vor- und rückwärts blättern oder über das Navigationsfeld zu einem bestimmten Kapitel oder der zuletzt gelesenen Stelle wechseln. Es lassen sich verschiedene Fonts in unterschiedlicher Grösse einstellen. Die Darstellung auf dem eInk-Display ist ausgezeichnet.

Nach den ersten Versuchen möchte ich andere Bücher auf den nook laden. Nachdem ich das Gerät über USB mit dem PC verbunden habe, kopiere ich weitere eBooks in den Ordner My Documents und lösche diejenigen, die nicht lesbar waren. Nach dem Auswerfen des nook sind aber immer noch die alten Titel in der Auswahl sichtbar. Wurde der nook nicht synchronisiert? Nach einigem Pröbeln versuche ich es mit dem Menu „Check for new content“, den ich eigentlich mit dem Store in Verbindung gebracht habe, und siehe da: die Auswahl wird aktualisiert, die neuen Titel sind sichtbar.

Nach der Registrierung des nook über mein bestehendes Konto bei Barnes and Noble erhalte ich Zugang zum eBook-Shop von B&N und auf die Funktion „the daily“, in der täglich Bücher vorgestellt werden. Als europäischer Anwender steht man im Shop aber leider vor leeren Regalen: nicht einmal die freien Bücher aus dem Google-Projekt können ohne US-Rechnungsadresse bezogen werden. Man muss sich mit Schnuppern an den Previews zufrieden geben und kann nur einzelne Seiten zur Probe herunterladen.

Der 3.5″-Touchscreen
Die Usability der Navigation über das Touchscreen-Display lässt etwas zu wünschen übrig. Es ist nicht immer klar, wohin man gelangt, wenn man den Linkspfeil antippt. Störend wirkt vor allem, dass der Bildschirminhalt des oberen Displays immer gleich ändert, wenn man sich in der Navigation unten bewegt. Wenn ich also am Lesen bin, kann ich nicht auf das Menu MyLibrary wechseln, ohne dass ich den Text oben automatisch verlasse. Aber daran werde ich mich sicher schnell gewöhnen.
Das Spezielle am nook ist ja in erster Linie die Kombination von kleinem 3.5 Zoll-Touchscreen zur Navigation und Eingabe mit einem 6 Zoll-eInk-Display zum Lesen der Inhalte. Wie bewährt sich diese Technologie in der Praxis? Grundsätzlich gewöhnt man sich relativ schnell daran, dass man unten navigieren, auswählen und antippen muss und dass das eInk-Display nicht auf meine Berührungsversuche reagiert. Das Scrollen im schmalen Display unten ist jedoch eher mühsam und nicht immer intuitiv. So teilt sich das Display manchmal in mehrere Sektoren: links erscheint ein Pfeil, mit dem man auf den vorherigen Bildschirm wechselt, dann folgt eine Liste mit einer Menuauswahl (view my documents; view item details, show covers, check for new B&N content), die sich jeweils unterschiedlich verhalten: klicke ich auf „show covers“, erscheint nur im Screen unten eine Ansicht von Buchcovers in Farbe, die ich über ein Symbol (ein x in einem Kreis) schliessen muss – also eine Art Popup. Bei „view item details“ erscheint im eInk-Display eine Zusammenfassung von Titel, Autor, Rating und eine Overview. Auch im Screen unten ändert sich die Anzeige und es erscheint die Menuauswahl „read“, „buy“ und „view overview“. Neben dieser Menuliste gibt es zwei Pfeile zum nach oben oder unten Navigieren in der Titelliste im eInk-Display. Schliesslich gibt es noch ein Feld mit einem kleinen Kreissymbol, durch das man den oben ausgewählten Titel aufrufen kann.


Abbildung: verschiedene Anzeigen des nook: Start, Buchauswahl, Buchseite

Akkulaufzeit
Bezüglich der Akku-Leistung habe ich (noch) keine richtigen Tests gemacht. Aber es fällt auf, dass sich der Ladezustand sehr rasch verringert. Ich gehe davon aus, dass der Stromverbrauch sehr stark von der Nutzung des farbigen Touchscreens abhängt. Gerade bei meinen Versuchen mit der Navigation lese ich weniger in den trägen Texten im eInk-Feld, sondern benutze intensiv den farbigen Bildschirm. Innerhalb von zwei Stunden – mit Pausen dazwischen – hat sich der Ladestand von 60% auf 30% reduziert.

Interaktionsmöglichkeiten und Suchfunktion
Ein wichtiges Kriterium für die Bewertung von eReadern ist für mich die Möglichkeit der Interaktion. Ähnlich wie die Modelle von Kindle und Sony bietet der nook gewisse Annotationsfunktionen. Man kann bei eBooks im EPUB-Format (nicht aber bei PDF-Dokumenten) Notizen einfügen. Bisher ist es mir nicht gelungen, die eingefügten Notizen wieder abzurufen, aber möglicherweise geht das erst nach einer Synchronisation mit dem
Die Suche erfolgt entweder auf übergeordneter Ebene in den Metadaten der vorhandenen Bücher oder dann auf der Ebene des einzelnen Buchs als Volltextsuche. Eine übergreifende Suche im Volltext ist offenbar nicht möglich. Wenn die Suche gewählt wird, erscheint eine kleine qwerty-Tastatur im Touchscreen. Auch Notizen werden über dieses Interface eingegeben. Noch nicht testen konnte ich die Ausleihfunktion, die es erlauben soll, bei B&N gekaufte Bücher mit anderen Geräten zu teilen. Theoretisch sollte man ein eBook auch auf PCs, Macs oder iPhones mit der eReader-Software von B&N schicken und dort für eine limitierte Zeit nutzen können.

Fazit
Der nook ist ein interessantes Gerät. Für Anwender in Europa fällt der fehlende Zugang zu den eBooks von B&N aber zu negativ ins Gewicht. Der Dualscreen ist innovativ, aber noch nicht das Gelbe vom Ei. Der nook ist deutlich dicker (1.25 cm) als sein Konkurrent, der Kindle 2 (0.9 cm), und auch etwas schwerer (317 gegenüber 289 Gramm). Und jetzt habe ich den nook vermutlich beleidigt, denn er bleibt beim Laden eines neuen eBooks hängen und zeigt seit einigen Minuten nur noch das Dialogfeld „Formatting…“ an.

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