Wozu twittern?

Ich habe im Januar einen eher zweifelnden Beitrag im Blog geschrieben und mich gefragt, wozu Twitter denn gut sein soll. Seither habe ich Twitter aktiv genutzt, und zwar mit rein professionellen (also bibliothekarisch-informationstechnologischen) Interessen. Fazit: mittlerweile ist Twitter der von mir mit Abstand am meisten genutzte Webdienst. Aber weshalb? Was ist an den 140 Zeichen so interessant?

Punkt 1: Netzwerk

Twitter eignet sich am besten, um sich schnell und unverbindlich ein professionelles Netzwerk aufzubauen. Jemandem auf Twitter zu folgen (follow) ist bedeutend einfacher und unverbindlicher als in Facebook Freund zu werden (und dann alle Intimitäten zu teilen). Wenn jemand zu persönlich wird oder zu viel quatscht, kann man ihn per Knopfdruck still und heimlich wieder “unfollowen”. Sein persönliches Netzwerk kann man übrigens mit dem Tool Twitnest wunderschön visualiseren.

Punkt 2: Up to date sein und bleiben

Twitter ist ein hervorragender News-Ticker. Seit ich Twitter systematisch einsetze, brauche ich meine RSS-Reader (Google Reader, Bloglines) viel seltener. Die mich interessierenden Blogs habe ich in Twitter abonniert, da vermutlich 90% der Blogger auch einen Twitterfeed füttern. Die neuesten Blogeinträge kommen also über den Twitterdienst automatisch rein. Richtig nett wird der Newsticker mit den geeigneten Tools (siehe Punkt 4).

Punkt 3: Reply and Retweet

Die Antwortfunktion versteht sich von selbst. Nützlich ist die Funktion Retweet (RT), mit der man interessante Posts weiterleitet. OK, das ist nicht gerade originell. Aber zur Verbreitung nützlicher Infos an seine Follower ein sehr gut geeignetes Mittel. Ein spannender Link, ein nützlicher Literaturtipp – einfach retweeten.

Punkt 4:nützliche Helfer

Damit das funktioniert, braucht man geeignete Helfer. Es gibt zahllose Tools für Twitter. Meine Favoriten:

– Hashtags: Man kann einen Begriff mit einem #-Symbol kennzeichnen, und der wird dann als sog. Hashtag gefunden. Zum Beispiel auf www.hashtags.org oder direkt in der Twittersuche lässt sich der Begriff suchen. Oder durch Klicken auf einen solchen Hashtag werden gleich die aktuellsten Twitterfeeds zum Thema angezeigt. So kann man z.B. die Twitterfeeds zu einem Kongress kennzeichnen: #elag09 und sich dann alle Posts anzeigen lassen.

Twitterfeed: unentbehrlich, um RSS-Feeds und Blogs auf seinen Twitterfeed zu spielen. Nur mit dem Format des RSS-Feeds der Aktuell-Meldung der ETH-Bibliothek hat Twitterfeed noch Mühe..

Twittervision: die Welt als Dorf. So intensiv habe ich das noch nie gesehen, wie bei der geografischen Visualisierung der Twitterströme.

– Twitterrific: wer nicht mobil twittert, ist nur ein halber Twitterer. Twitterrific ist mein ständiger Begleiter als Applikation auf dem iPhone. Es fehlt eigentlich nur die Funktion Retweet.

– Nambu: eine Alternative zu Twitterrific. Bietet zusätzlich auch die Funktion Retweet an. Für Mac und iPhone.

– AlertThingy: Eine Desktopoberfläche für den eigenen Twitterfeed. Jeder neue Twitterbeitrag einer Following-Person wird aktiv angezeigt. Damit wird Twitter zum Newsticker. Man kann nämlich auch die  Twitterfeeds von Zeitungen, Nachrichtendiensten etc. abonnieren. Achtung: Ablenkungsgefahr ist relativ gross, wenn es ständig blubbert und das Fenster aktualisiert.

– Seesmic: Noch eine Stufe verschärft: Hier lässt sich ein richtiges Cockpit mit Twitterfeeds anlegen. Besonders spannend: ich kann eine Suche abonnieren und das Ergebnis in einer Spalte stets aktualisiert anzeigen. Auch hier gilt: wer daneben noch arbeiten muss, sollte das Instrument nicht ständig einsetzen… Gibt es erst als Vorversion, lohnt sich aber schon jetzt.